Wendeschuhe selber Nähen (Teil 1/2)
Geposted von Lisa Brill am
Als Reenactor steht man ja zu Beginn immer vor der Frage: Kaufe ich mir einen Schuh, oder mache ich ihn mir vielleicht selbst? Wir sind der Meinung, dass beides einen Vorteil mit sich bringt. So kann man schöne Schuhe mit Gummisohle kaufen, die besonders gut vor Feuchtigkeit und den harten Schotterwegen auf Märkten schützen, oder sich für etwas Geld ein authentisches Paar Anfertigen lassen (wir empfehlen: Andreas Helfert von www.reenactment-bedarf.de). Aber grade zu Beginn dieses Hobbys fehlt einem oft das nötige Kleingeld.
Daher möchten wir euch in dieser Anleitung erklären, wie ein Laie ein gutes Schnittmuster erstellen kann und auf welche Weise man einen mittelalterlichen Schuh einfach nähen kann.
Das Material
Ihr benötigt:
- Etwa eine Haut festes Ziegenleder (vegetabil gegerbt)
- Ein Stück Rindleder für die Sohlen
- Eine Stechahle
- Ein paar Ledernadeln
- Leinenzwirn
- Bienenwachs
- Ein paar alte Socken
- Klebeband
Ihr solltet unbedingt auf eine gute Qualität beim Lederkauf achten. Zwar erhält man in verschiedenen Internetshops Lederhäute, allerdings hat das den Nachteil dass man das Leder nicht anschauen und die Qualität prüfen kann. Wer die Möglichkeit hat, sollte Leder immer vor Ort kaufen.
Eine Stechahle, die Ledernadeln und das Garn kann man hingegen sehr gut online kaufen. Aber bitte achtet beim Nadelkauf darauf, dass sie eine angerundete Spitze haben. Das ist wichtig, weil wir das Leder mit der Stechahle vorstechen und den Faden mit den Nadeln nur noch hindurch führen. Sonst zerstört ihr beim Nähen möglicherweise das Garn. Meistens gibt es diese Nadeln gleich in einem ganzen Set mit stumpfen und scharfen Nadeln zu kaufen. Das Bienenwachs bekommt man günstig bei dem Imker um die Ecke und soll dazu dienen, die Nähte gegen Nässe und Schmutz zu imprägnieren.
Der Schuhtyp
Damals besaßen die Schuhmacher von Haithabu und anderen Städten erwiesener Maßen hölzerne Leisten, mit denen sie für jede Schuhgröße immer den passenden Schuh anfertigen konnten. Da aber nicht jeder einfach mal einen Leisten bei sich Daheim rumliegen hat, gibt es eine sehr gute Methode, um trotzdem einen schönen passenden Schuh anzufertigen. Dazu basteln wir uns mit Hilfsmitteln ein wiederverwendbares Schnittmuster.
Allerdings muss man sich zunächst einmal Gedanken darüber machen, welchen Schuh man gerne tragen möchte. Dieser sollte natürlich zur darstellenden Zeit und dem Ort passen. In unserem Beispiel haben wir uns für einen Schuhfund aus Haithabu entschlossen. Die einzelnen Schuhtypen aus diesen Funden kann man sehr gut im Buch "Die Lederfunde von Haitha-
bu" nachlesen. Der Schuh "Typ 10" ist ein einfacher, halbhoher Wendeschuh mit einer Mittelnaht auf dem Fußspann, der mit einem Klappverschluss und einer Kordel am oberen Ende des Schuhs verschlossen wird.
Da wir uns also nun für einen entsprechenden Schuhtyp entschieden haben, beginnen wir damit, das Schnittmuster zu erstellen. Dazu zieht man sich ein altes Paar Socken über die Füße, setzt sich auf einen Stuhl und hält diese dann in einer rechtwinkligen Position (als ob man stehen würde). Das ist wichtig, damit der Schuh später bequem sitzt.
Jetzt beginnt man damit, den gesamten Fuß mit dem Klebeband zu umwickeln. Dabei geht man ähnlich vor, wie bei einem Verband. Also immer schön drumherum wickeln, bis alles fest sitzt.
Wenn das geschehen ist, dann kommt der nächste Schritt: Das Aufzeichnen der Nähte. Dabei nehmt ihr euch euren Wunschschuh als Beispiel und malt auf dem Klebeband den Verlauf der späteren Nähte auf. In unserem Beispiel ergab das einmal einen Strich auf dem Spann und rund um die Fußsohle herum.
Hat man nun alle Nähte eingezeichnet, schneidet man die Socken einfach an den Strichen entlang auseinander - aufpassen, nicht in die Füße schneiden! Wenn das geschafft ist, könnt ihr schon unser (fast) fertiges Schnittmuster sehen. Für unseren Schuhtyp benötigen wir allerdings noch auf jeder Seite zwei kleine Laschen. Dazu kann man entweder noch an entspre-
chender Stelle etwas Klebeband in gewünschter Form dran basteln oder später einfach direkt auf dem Leder mit anzeichnen. Wir haben uns für den schnelleren Weg entschieden und später direkt auf das Leder gezeichnet.
Ihr seht also - es ist nicht wirklich schwer ein passendes Schnittmuster für euren ersten Schuh zu basteln. Allerdings muss man beim Nähen später auf jeden Fall noch genügend Nahtzugabe mit einrechnen!
Aber dazu im nächsten Eintrag mehr...
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2 Kommentare
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