Wendeschuhe selber nähen (Teil 2/2)
Geposted von Lisa Brill am
Stiche, Nähte und Verbindungen
Generell gehen wir beim Nähen von Leder folgender Maßen vor: Zunächst stechen wir mit der Vorstechahle ein paar Löcher vor, danach beginnt man das eigentliche Nähen. Es gibt ganz verschiedene Stiche und Nahtverbindungen, wir haben hier die zwei gängigsten aufgeführt.
Der Sattlerstich
Bei diesem Stich werden zwei Nadeln auf einmal verwendet. Man führt zunächst die erste
Nadel von oben durch das vorgestochene Loch, danach die zweite Nadel von unten durch
dasselbe. Dieser Stich ist sehr wiederstandfähig, er wird vor allem bei Verbindungen genutzt, die viel aushalten müssen.
Der Steppstich
Der Steppstich wird nur mit einer Nadel gearbeitet. Man näht wie mit dem Heftstich die Naht erst ein die eine Richtung, wendet dann jedoch beim letzten Loch und geht durch die gleichen Löcher entgegengesetzt zurück. Das Ergebnis sieht dem Sattlerstich sehr ähnlich.
Nahtverbindung
Es gibt einige verschiedene Arten von Nahtverbindungen. Für unseren Schuh haben wir tatsächlich nur eine einzige verwendet, ihr könnt allerdings noch gerne andere hinzunehmen. Diese Art der Nahtverbindung eignet sich sowohl für die Verbindung der Sohle mit dem Oberschuh, als auch für Nähte, mit denen man die Teile des Oberschuhs verbindet. Dazu legt man beide Lederteile auf "links" auf einander und beginnt diese dann zu vernähen.
Das Nähen
Wenn ihr nun also euer Schnittmuster nach Anleitung gearbeitet habt, dann geht es daran, das Leder auszuschneiden. Wenn man noch nie Schuhe oder Ähnliches, was "auf Maß" genäht werden muss, gemacht hat empfiehlt es sich hier vielleicht die nächsten Schritte erstmal mit einem günstigen Stoff durchzugehen. Dann könnt ihr erstmal etwas rumprobieren und merkt, wo ihr noch was verbessern müsst.
Also ihr habt also euer Schnittmuster und eure Lederhäute. Legt eure Schnittmusterteile auf die entsprechenden Lederhäute (Rindleder für die Sohlen, Ziegenleder für den Oberschuh) – bedenkt hier, dass ihr auf jeden Fall noch genügend Nahtzugabe rund um die Teile geben müsst (etwa einen halben cm) und eventuell noch ein
wenig extra Zugabe, damit der Schuh nicht ganz so eng sitzt. Je nachdem wie es euch gefällt und wie ihr euer Schnittmuster angefertigt habt, zeich net ihr nun die Teile mit Kreide/Silberstift an oder ritzt es mit der Ahle hinein. Nochmal überprüfen, ob auch alles richtig sitzt – dann geht’s ans Ausschneiden.
Schön, jetzt haben wir schon mal unsere einzelnen Lederstücke und brauchen sie nur noch zusammenzunähen. Das klingt allerdings schwerer als es tatsächlich ist, wenn man den Dreh einmal raus hat, dann geht es ganz schnell.
Wir schneiden nun von unserem Flachsgarn ein gutes Stück ab und fädeln auf
jeder Seite eine Nadel mit abgerundeter Spitze ein. Um einen besseren Halt der Nadeln zu erzielen und damit sie nicht ständig wieder raus rutschen, sticht man mit der Nadel zwei Mal durch den Faden, der im Öhr steckt. Das sitzt dann bombenfest und man kann schön dran ziehen. Das gleiche machen wir bei der anderen Nadel. Bevor es jetzt los geht, nehmen wir uns noch ein Stückchen vom Bienenwachs und ziehen den Faden einige Male darüber (einfach mit dem Finger drauf drücken), um ihn gut zu wachsen.
Ihr beginnt damit, die Vorderblattnaht (jene Naht, die auf dem Spann
aufliegt) überlappend aufeinander zu legen und stecht mit der Ahle mit einem Abstand von ein paar Millimetern Löcher entlang der Kante. Dabei braucht ihr nicht unbedingt schon die ganze Strecke zu löchern, hierbei kann das Leder verrutschen und ihr werdet ungenau, lieber immer nur ein paar wenige Löcher vorstechen. Dann vernäht ihr die Naht mit dem Sattler- oder Steppstich. Jetzt habt ihr schon mal den Oberschuh fertig gestellt und könnt ihn mit der Sohle verbinden.
Es hat sich hier bewährt, die beiden Teile zunächst mit etwas Garn an manchen Punkten mit einer Schlaufe zu fixieren, damit alles schön grade wird und sich nichts verzieht. Dazu könnt ihr einen Faden nehmen, stecht an manchen Stellen durch das Leder, fädelt das Garn ein und fixiert es mit einem festen Knoten (nicht zu feste quetschen). Danach kann man schön die beiden Teile mit dem Sattlerstich zusammen nähen. Wenn ihr das geschafft habt – ist euer Schuh schon fast fertig!
Jetzt geht es nur noch ans Wenden. Vorsichtig die Schuhspitze durch den Schaft hindurchdrücken und das ganze dann "auf rechts" drehen. Bloß nicht den Schuh zu sehr belasten, da sonst die Nähe etwas ausleihern könnten. Wenn ihr nicht zu dickes Leder genommen habt, wird es ganz einfach gehen.
Wenn ihr einen Schuhtyp mit Verschlusslaschen oder Knebeln gewählt habt, dann ist jetzt an der Zeit diese anzubringen. In unserem Beispiel haben wir auf jedem Schuh zwei Laschen, die mit einem Messer in der Mitte eingeschnitten werden, um ein Lederband daran zu befestigen. Weiter hinten im Schuh werden noch zwei mal zwei kleine Einschnitte gemacht, um die "Schnürsenkel" hindurchzuführen. Dies ist für Wendeschuhe eine belegte Technik und hilft dabei, dass die Riemen nicht nach unten oder oben verrutschen. Und fertig ist der
Wendeschuh!